MGV nimmt bewegenden Abschied

Verein Wehrer Männergesangverein hat die Notenblätter beiseitegelegt


Rheinzeitung Andernach & Mayen vom 10.04.2018
Von Hans-Willi Kempenich



Das Ende einer Ära und eines Tages vielleicht ein Zeitdokument: Die Sänger des MGV Wehr vor ihrem letzten Auftritt auf den Treppenstufen
des historischen Kellereigebäudes.
Foto: Hans-Willi Kempenich


Wehr Ungezählte glanzvolle Momente großartigen Chorgesangs hat der Männergesangverein (MGV) Wehr den Zuhörern in der Heimatgemeinde, aber auch bei vielen Veranstaltungen in der Region während seiner 93-jährigen Geschichte geboten. Doch der Auftritt am Ostersonntag in der St.-Potentinus-Pfarrkirche war vielleicht der emotionalste von allen, ganz sicher aber der traurigste - für die letzten verbliebenen Sänger und auch für viele Wehrer.
Denn es war die definitiv letzte Vorstellung des einstigen Meisterchors. Ein eklatanter Nachwuchsmangel hatte zur Auflösung des Vereins geführt. Mit vier Gesangsbeiträgen bereicherte der MGV jetzt noch einmal das Hochamt zum Osterfeiertag. Und nach dem Gottesdienst bildete der "Abendfrieden" von Franz Schubert den schönen, aber auch bewegenden Schlusspunkt einer ära. Einige Sänger, die sich schon zuvor vom aktiven Singen zurückgezogen hatten, gaben den verbliebenen Chormitgliedern noch einmal so viel Stimme, dass die Lücken, die zum Auflösungsbeschluss geführt hatten, sehr gut ausgefüllt waren. Der Lohn der gemeinsamen Bemühungen war mehrfacher Applaus, was während einer Messfeier und in einer Kirche nicht gerade alltäglich ist.
Fest steht: Es war ein einmaliges Ereignis, obwohl nachher von vielen Zuhörern die Frage gestellt wurde: "Weshalb wollt ihr denn aufhören?" Doch die Verantwortlichen sind sich darüber im Klaren, dass es viele gute Gründe gibt, gerade jetzt die Notenblätter zur Seite zu legen. Aber dennoch wollten sie sich selbst und den Zuhörern diesen ehrenvollen und würdigen Abschied schenken. "Das war eine einmalige Anstrengung wert", sagte der letzte Vereinsvorsitzende, Heinrich Mayer, nach der Messfeier. Viele der Mitsänger vom Sonntag haben von den 93 Vereinsjahren mehr als 60 Jahre als Sänger erlebt, haben Feiern, Wettbewerbe und Auszeichnungen zusammen erfahren. Verständlich, dass dieser Auftritt sie tief bewegte. Denn er bedeutete gleichzeitig das Ende einer Institution.

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